Was hat es mit Mykorrhiza auf sich?

Was für den Profi längst kein Geheimnis mehr ist, ist weitläufig noch nicht bekannt, welch wichtige Rolle die nützlichen Pilze mit dem komplizierten Namen in den Trockenheitsstress geplagten Gärten der Republik haben. Mykorrhiza ist der Oberbegriff für spezielle Pilze, die organische Stoffe im Boden abbauen und mit Pflanzen eine Symbiose eingehen. Sie verbinden sich mit den Wurzeln der Pflanzen und dienen Ihnen dadurch buchstäblich als Verlängerung. Diese fadenförmigen Zellen bilden ein Pilzgeflecht (nennt sich auch „Myzel“), welches die äußere, aufnahmefähige Oberfläche der Wurzeln erheblich vergrößert und die Aufnahmefähigkeit für Wasser und Nährstoffe vervielfacht. Das Prinzip der Symbiose zwischen der Pflanze und dem Mykorrhiza-Pilz ist einfach erklärt: die Pflanzen können durch ihr Blattgrün Photosynthese betreiben, geben dem Pilz daraus gewonnenen Zucker ab und bekommen Nährstoffe aus dem Boden in pflanzenverfügbarer Form. Nährstoffe könnten im Boden vorliegen und durch Bodenanalysen nachgewiesen werden, können aber von der Pflanze alleine nicht aufgenommen werden. Das hat manchmal mit den chemischen Verbindungen zu tun, aber auch mit dem pH-Wert des Bodens. Generell lässt sich sagen: je niedriger der pH-Wert (saurer), desto pflanzenverfügbarer sind die Nährstoffe. Allerdings sind die meisten Pflanzen nicht so scharf auf ein saures Milieu und hier kommt der Pilz als Vermittler zum Tragen. Die beiden Organismen sind somit voneinander abhängig.

Mykorrhizen kommen natürlicherweise in der Natur vor. Zum Beispiel im Wald, wo die Bäume über das Pilznetzwerk miteinander verbunden sind. Selbst Sämlinge können mit einbezogen werden und mit ausgewachsenen Bäumen in Verbindung treten. Deshalb nennen Forscher solche Pilznetzwerke in intakten Waldökosystemen auch liebevoll das „Wood Wide Web“. Es ist wirklich erstaunlich, wie weitläufig diese Netzwerke agieren können. Nährstoffe und sogar Wasser können über weite Strecken transportiert werden (nachweislich bereits über mehrere Kilometer!). Im feinen Geflecht können außerdem winzig kleine Wassertropfen hängen bleiben, was die Wasserhaltekraft eines sandigen Bodens erheblich erhöhen kann. Erstaunlich ist auch die Fähigkeit, Schadstoffe im Boden zu binden und teils auch abzubauen.

Mykorrhiza-Pilze bergen ein enormes Potenzial und wir dürfen gespannt sein, wie Experten durch den Einsatz der Helferlein den Widrigkeiten des Klimawandels trotzen können.

 

Skizze Düngung

Einsatz im eigenen Garten

Es gibt bereits etliche Produkte auf dem Markt, die die nützlichen Pilzsporen enthalten, beispielsweise jene, in denen die reinen Sporen hochdosiert mit einem Trägermaterial vermengt sind. Solche Produkte werden ins Substrat oder in den Kompost vermischt und dann in Töpfe gefüllt oder ins Beet aufgebracht. Allerdings fühlen sich viele Laien mit der Dosierung etwas überfordert. Viele wissen auch nicht, dass auch noch zusätzlich Dünger ausgebracht werden muss. Ich bevorzuge daher Produktvarianten, die bereits mit einem organischen Dünger oder einem Bodenaktivator angemischt sind. So schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Einfach bei der Pflanzung ins Pflanzloch oder bei der Frühjahrsdüngung direkt auf die Beete streuen! Die empfohlene Menge entnehmen Sie der Verpackung des jeweiligen Herstellers.

Düngen nach der B.O.R.N. - Methode

Es lohnt sich besonderes Augenmerk auf den Einsatz von mykorrhiza-geimpften Düngern bei der Behandlung von kränkelnden und schwächelnden Pflanzen zu legen. B.O.R.N. steht für “Biological Organic Regulated Nutrition” und ist ein biologisch-organisch-regulierende Düngeanwendung (was für eine Wortzusammensetzung!), bei dem die Pflanze die Stickstoffaufnahme aufgrund der Wachstumsbedingungen selbst reguliert. So beschreibt es die Fachliteratur: Es ist ein Punkt- oder Linien-Düngeverfahren, bei dem für jede Pflanze ein Düngerdepot in Wurzelnähe angelegt wird. Dazu werden organische Dünger, mit Stickstoffgehalten über 6 % verwendet.

So weit so schwierig. Ist es aber eigentlich gar nicht. Linien-Düngeverfahren ist eigentlich nur in der Landwirtschaft sinnvoll und auch durchführbar. Dort wird mit Maschinen linienförmig in einem gewissen Abstand unter die Saat ein kompakter „Düngerstrang“ gelegt. Punktförmig wäre im Hausgarten oder auf dem Balkon eine sinnvollere Anwendungsmöglichkeit. Praktisch bedeutet das: Loch in den Boden, Hohlraum mit granuliertem, organischem Dünger (+Mykorrhiza) verfüllen und oben Erde drüber. Sie haben erfolgreich ein Düngedepot angelegt. Tatsächlich wirkt der Dünger nun anders als in gestreuter Form. Durch den Einsatz der Mykorrhiza-Pilze führen die Pilzhyphen die Wurzeln zum Depot hin und die Pflanze kann sich entsprechende Nährstoffe über eine ganze Vegetationsperiode hinweg selbst besorgen.

Anwendungsbeispiel bei Kübelpflanzen

Kübelpflanzen besitzen nur einen begrenzten Wurzelraum und werden daher oft bei der Nährstoffversorgung vernachlässigt. Abhilfe schafft das jährliche Anlegen von Düngedepots. Je nach Topfgröße nehmen Sie einen Bambusstab (kleinere Pflanzgefäße) oder Besenstiel (größere Pflanzgefäße) und drücken entsprechendes Hilfsmittel so weit wie möglich in das Substrat. Danach wieder herausziehen. Verfüllen Sie den entstandenen Hohlraum zu 90 Prozent mit granuliertem Dünger, die restlichen 10% mit Substrat zuschütten. Wichtig ist es, das Depot so tief anzulegen, dass es bei Pflege- und Jätarbeiten nicht zerstört wird.

 Besenstiel im Beet

Anwendung bei Bäumen und Sträuchern, seltener bei Stauden

Entsprechend der Pflanzengröße können mehrere Düngedepots pro Pflanze angelegt werden. Die Löcher sollten sich im Bereich der Kronentraufe befinden. Auch größere Sträucher und Bäume können Sie so zusätzlich unterstützen. Bei größeren Staudenbeetflächen im Garten würde ich mich allerdings gegen eine Ausbringung von Düngern im Depot entscheiden. Dazu bin ich ehrlicherweise schlichtweg zu faul!

Ich persönlich bin wirklich wahnsinnig fasziniert von dieser großartigen Welt der Pilze. Ich gebe zu, das Thema ist speziell und weckt vielleicht nicht bei jedem Interesse. Wenn Sie es tatsächlich bis hierhin geschafft haben, dann kann ich Ihnen das Buch von Merlin Sheldrake (Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen) wärmstens empfehlen.

Sebastian Keller-Lewis


 

ENGLISH VERSION:

What is mycorrhiza all about?

What has long since ceased to be a secret to professionals, is still widely unknown, what an important role the useful fungi with the complicated name have in the drought-stressed gardens of the republic. Mycorrhiza is the generic term for special fungi that break down organic matter in the soil and form a symbiotic relationship with plants. They connect with the roots of the plants and thus literally serve as an extension. These thread-like cells form a fungal network (also called "mycelium"), which considerably increases the outer, receptive surface of the roots and multiplies the absorption capacity for water and nutrients. The principle of symbiosis between the plant and the mycorrhizal fungus is simply explained: the plants can photosynthesize through their leafy greens, give sugars derived from them to the fungus, and receive nutrients from the soil in plant-available form. Nutrients could be present in the soil and detected by soil analysis, but cannot be taken up by the plant alone. This sometimes has to do with chemical compounds, but also with the pH of the soil. Generally speaking, the lower the pH (more acidic), the more plant-available the nutrients are. However, most plants are not so keen on an acidic environment and this is where the fungus comes in as a mediator. The two organisms are thus interdependent.

Mycorrhizae occur naturally in nature. For example, in the forest, where trees are interconnected by the fungal network. Even seedlings can be involved and connect with adult trees. That's why researchers affectionately call such fungal networks in intact forest ecosystems the "Wood Wide Web." It's truly amazing how far-reaching these networks can act. Nutrients and even water can be transported over long distances (demonstrably already over several kilometers!). Tiny water droplets can also get caught in the fine meshwork, which can greatly increase the water-holding capacity of a sandy soil. Amazing is also the ability to bind pollutants in the soil and partly also to degrade them.

Mycorrhiza fungi hold enormous potential, and we can look forward to seeing how experts can defy the adversities of climate change by using these little helpers.

Use in your own garden

There are already quite a few products on the market that contain the useful fungal spores, for example those in which the pure spores are mixed in high doses with a carrier material. Such products are mixed into the substrate or compost and then poured into pots or applied to the bed. However, many laymen feel somewhat overwhelmed with the dosage. Many also do not know that additional fertilizer must also be applied. I therefore prefer product variants that are already mixed with an organic fertilizer or a soil activator. This way I kill two birds with one stone. Simply sprinkle it into the planting hole at planting time or directly onto the beds during spring fertilization! For the recommended amount, refer to the packaging of the respective manufacturer.

Fertilizing according to the B.O.R.N. method.

It is worth paying special attention to the use of mycorrhiza-inoculated fertilizers in the treatment of ailing and weakening plants. B.O.R.N. stands for "Biological Organic Regulated Nutrition" is a biological-organic-regulated fertilizer application (what a combination of words!), in which the plant regulates its own nitrogen uptake based on growth conditions. Here's how the literature describes it: it's a spot or line fertilization method in which a fertilizer depot is created near the roots for each plant. Organic fertilizers, with nitrogen contents above 6%, are used for this purpose.

So far so difficult. But actually it is not. Line fertilization is actually only useful and feasible in agriculture. There, machines are used to lay a compact "fertilizer line" at a certain distance under the seed. Spot applications would be in the house garden or on the balcony a more meaningful application possibility. Practically, this means: hole in the ground, fill the cavity with granulated organic fertilizer (+mycorrhiza) and soil over the top. You have successfully created a fertilizer depot. In fact, the fertilizer now works differently than in sprinkled form. By using the mycorrhizal fungi, the fungal hyphae guide the roots towards the depot and the plant can obtain the appropriate nutrients for itself over an entire growing season.

Application example for tub plants

Potted plants only have limited space for their roots and are therefore often neglected when it comes to nutrient supply. The remedy is the annual creation of fertilizer depots per pot. Depending on the size of the pot, take a bamboo stick (smaller planters) or broom handle (larger planters) and press the appropriate tool as far as possible into the substrate. Then pull it out again. Fill the resulting cavity 90% with granulated fertilizer, and the remaining 10% with substrate. It is important to make the depot deep enough so that it is not destroyed during maintenance and weeding.

Application for trees and shrubs, less frequently for perennials

According to the size of the plant, several fertilizer depots can be created per plant. The holes should be located under the crown peripheral area. You can also provide additional support for larger shrubs and trees in this way. However, for larger perennial beds in the garden, I would choose not to apply fertilizer in the depot. I'm honestly just too lazy to do that!

Personally, I am insanely fascinated by this great world of fungi. I admit, the topic is specific and may not spark everyone's interest. If you've actually made it this far, I highly recommend Merlin Sheldrake's book Entangled Life: How Fungi Make Our Worlds, Change Our Minds and Shape Our Futures.

Sebastian Keller-Lewis

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